Aus: Nana Nauwald, Felicitas D. Goodman & Freunde:
Ekstatische Trance – Das Arbeitsbuch. © Binkey Kok Verlag 2004, Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Nana Nauwald
Die Bärenhaltung
Körperhaltung
- Stehend, die Füße parallel, ca. 15cm auseinander.
- Die Knie leicht gebeugt.
- Die Oberarme liegen locker am Oberkörper.
- Die Hände werden zu einer Faust geformt, so, als würde die Faust ein kleines Ei umfassen.
- Die Daumen liegen auf der Faust, nebeneinander.
- Die Fäuste liegen so über dem Bauchnabel, dass sich nur die Knöchel der Zeigefinger berühren und so die Spitze eines nach unten geöffneten Dreiecks
bilden.
- Der Bauchnabel liegt in diesem offenen Dreieck. Die Fäuste fest an den Körper drücken.
- Der Kopf wird in den Nacken gelegt, so weit wie es leicht möglich ist.
- Der Mund ist leicht geöffnet. Der Rücken ist gerade.
Erfahrungsschwerpunkte
- Starke Energetisierung.
- Starke Aktivierung von Heilprozessen.
- Erneuerung, Initiation,
- Schutz, Geborgenheit, Vertrauen in das Leben. Bären.
Hinweis Diese Haltung eignet sich besonders gut für die Aktivierung von Heilprozessen und für erste
Erfahrungen mit den Rituellen Körperhaltungen.
Die Haltung kann auch auf den Fersen kniend, auf einem Stuhl sitzend oder auf dem Boden liegend durchgeführt werden. Beim Liegen müssen Kissen so unter die
Knie geschoben werden, dass die Beine auch im Liegen gekrümmt sind. Eine gerollte Decke/ Tuch unter den Nacken gelegt hilft, den Kopf etwas nach hinten
fallen zu lassen. Ein Kissen unter den Ellbogen verhindert das Wegrutschen der Arme.
Diese Haltung wurde in fast allen Kulturen gefunden,
die älteste Darstellung ist ca. 8000 Jahre alt.
Felicitas Goodman hat diese Haltung nach einer Holzschnitzerei der Kwakiutl (Nordwestküste Kanada) "Haltung des Bärengeistes" genannt. Diese Holzfigur zeigt
einen klein dargestellten Menschen, hinter dem ein riesiger Bär hockt, der den Menschen schützend zwischen seinen Beinen und Unterarmen hält.
In vielen anderen Kulturen wurde diese Haltung gefunden, ohne die Darstellung eines Bären. Auch aus Kulturen, in denen es keine Bären gab, kennen wir diese
Haltung. Die Haltungen aus diesen Kulturen zeigen in der Trance ein ähnlich starkes Heilerleben wie wir es bei den Körperhaltungen kennen, deren
Originalabbildungen aus einer "Bärenkultur" stammen.
Auszug aus dem Buch:
"Bärenkraft und Jaguarmedizin", mit freundlicher Genehmigung der Autorin Nana Nauwald
"Der Bär ist eines dieser Tierwesen, deren besonderes Verhältnis zu den Menschen eine Spur hinterlassen hat, die uns weit zurückführt in das geistige Feld
unserer europäischen Schamanen-AhnInnen: Groß, stark und klug als Tier und als Lehrer und Helfer in sichtbaren und nicht-sichtbaren Welten, ist er über
Jahrtausende hindurch SchamanInnen in Europa, Zentralasien und Nordamerika ein brüderlich/schwesterlicher Verbündeter und Mittler zwischen den Welten.
In Anatolien wurden 10.000 Jahre alte Abbildungen von Bären gefunden, aus Mesopotamien sind ca. 6.000 Jahre alte kleine Statuetten in Bärengestalt bekannt.
Artemis erscheint in der Tradition der "Großen Göttin" des neolithischen Süd-Ost-Europas als Nährmutter in Bärengestalt.
Der Bär wurde in der Frühzeit der Menschen als der der Gefährte der Großen Mutter angesehen, denn wie sonst wäre es möglich gewesen, dass sie ihn so
bereitwillig in ihrem Schoß aufnahm! Als ihr Gefährte war er ein Mittler zwischen den Welten, denn er bewegte sich in der unteren Welt ebenso wie in der
Mittelwelt - und jagte sogar als Sternenkonstellation über das Himmelsgewölbe! Geht er nicht träge und vollgefressen mit den Früchten der Erde im späten Herbst
zu ihr in die Erde, und schläft an ihrer Seite den langen Winter hindurch? Schenkt ihm die Erdmutter nicht in der Mitte des Winters in der Dunkelheit der Höhle
Bärenkinder, und kommt nicht der Bär im beginnenden Frühling verjüngt und vermehrt wieder an das Sonnenlicht?
Es bedarf nur der genauen Beobachtung, keiner Religionen oder Philosophien, um in diesem "Bären-Vorgang" den Kreislauf alles Werdens, Wandelns und Vergehens zu
erkennen, dessen Anfangs- und Endpunkt die Große Mutter ist. Und es bedarf auch nur eines wachen Beobachterauges um zu verstehen, warum in dem Gefährten der
Erdmutter überall dort, wo der Bär zu Hause ist, in ihm von alter Zeit her mehr als nur ein Tier gesehen wurde. Das ist besonders in den nördlichen Gebieten
unserer Erde so, in denen der Bär oft als Stammvater oder Stammmutter der Menschen angesehen wird. Großväterchen, Honigtatze, Honigesser, Mutter, Pelzgreis,
Kluger Vater, der kluge Alte, Mächtiger Herr - das sind nur einige der Namen, mit denen der Bär bei sibirischen und nordischen Völkern genannt wird. Den
eigentlichen Name des Bären in seiner Bedeutung als "Herr der Tiere", "Herr des Waldes und der Berge", "Kosmischer Sonnenjäger" auszusprechen war in den alten
Jägergemeinschaften ein Tabu. Zu groß war die Ehrfurcht vor der allgegenwärtigen und alle Welten durchdringenden Macht des Gefährten der Großen Mutter, dem
Himmel bewohnenden Jäger der Sonne, dem großen Bären
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Nicht nur Völker Sibiriens und Nordamerikas sehen in ihm ihren Ahnen, auch die nordeuropäischen Goten und Dänen legten Wert darauf, Nachkommen
eines Bärenahnen zu sein.
Vielleicht war für sie der Bär eine Erscheinung des rothaarigen Gottes Thor? Das englisch Wort "forebears" - Vorväter - trägt den Bären in
seiner Bedeutung als Ahne noch in sich, so wie auch das Wort für Bär - bear - das gleiche ist wie für Gebären: "to bear".
Auf die Zusammenhänge zwischen Bär und "bären" in der Bedeutung von: Frucht tragen, zeugen, gebären weisen auch die Brüder Grimm in ihrem
Deutschen Wörterbuch hin."
(Auszug aus: Nana Nauwald, Bärenkraft und Jaguarmedizin, 2002, mit freundlicher Genehmigung auch des AT-Verlags)
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